Smarte Musterwohnung und Technikberatung
Wohnen im Alter
Die meisten Menschen möchten so lange wie möglich in den eigenen „vier Wänden" leben. Doch nur ein bis zwei Prozent des gesamten Wohnungsbestandes in Deutschland sind entsprechend barrierefrei beziehungsweise barrierearm und damit auch für mobilitätseingeschränkte Personen geeignet. Damit ein selbstbestimmtes Leben in der gewohnten Umgebung bis in das hohe Alter möglich ist, sollte sich der Wohnraum den verändernden Bedürfnissen anpassen können. Wenn die eigene Wohnung nicht für langes Wohnen daheim ausgelegt ist, wird oft ein Umzug in ein Pflegeheim erwogen. Doch es gibt heutzutage zahlreiche Wohnalternativen. Wohngemeinschaften, Mehrgenerationenhäuser, betreutes Wohnen oder altersgerechtes Umbauen können passende Wohnmodelle für den Lebensabend sein. Die richtige Wohnform im Alter hängt vom körperlichen Zustand, den Finanzen und der eigenen Persönlichkeit ab. Das Niedersachsen Büro Neues Wohnen im Alter kann hierzu unterstützen und beraten.
Es gibt auch zahlreiche Möglichkeiten, die eigene Wohnung altersgerecht anzupassen und umzubauen. Oft ist nicht bewusst, wo im eigenen Haushalt etwas im Wege steht und das alltägliche Leben beschwerlicher macht. Fehlende Handläufe, Stolperfallen durch Schwellen zu Balkon oder Terrasse, fehlende Handgriffe im Badezimmer, zu viele Treppenzugänge zum Haus, zu enge Flure und Türen - dies sind nur einige Beispiele für Hindernisse im Haushalt, welche schon mit kleinen Veränderungen behoben werden können und den Alltag jetzt und im zunehmenden Alter erleichtern können. Zu diesen Themen beraten sie Wohnberater*innen wie z. B. der Region Hannover. Darüber hinaus gibt es zahlreiche technische Möglichkeiten, die Wohnung optimal anzupassen.
Technikunterstütztes Wohnen
Auf Initiative des Wohnungsunternehmens Gundlach und der Landeshauptstadt Hannover (LHH), Fachbereich Senioren haben zahlreiche lokale und bundesweit tätige Unternehmen sowie Startups im November 2017 die erste smarte Musterwohnung in Hannover mit baulichen und technischen Anpassungen realisiert, die mit beispielhaften baulichen Anpassungen und technischen Lösungen ein selbständiges Leben im Alter unterstützt. Die technischen Lösungen umfassen den Bereich Smart-Home, Ambient Assisted Living (kurz AAL) und E-Health.
Die Besucher*innen finden in der 34 Quadratmeter großen Musterwohnung rund 70 technische und bauliche Einzelanpassungen. Alle Lösungen sind sowohl im Eigenheim als auch in Geschosswohnungen modular nachrüstbar. In der Musterwohnung werden nicht nur einzelne Produkte gezeigt, sondern zahlreiche praktische Lösungen und Szenarien präsentiert, die neben Sicherheit, Gesundheit, Komfort auch Möglichkeiten der digitalen Kommunikation bieten. Dazu gehören beispielsweise beleuchtete Sockelleisten, die nachts automatisch den Weg ins Bad ausleuchten, Smart - Home - Elemente wie vernetzte Rauchwarnmelder oder die elektrische Zutrittskontrolle mit einem digitalen Türspion. Eine nachrüstbare, automatische Herdabschaltung vermeidet die Überhitzung des Herdes, bedingt durch die voreingestellte Kochzeit oder die selbsttätige Auslösung des Hitzesensors. Dieses bietet nicht nur älteren, sondern auch jüngeren Generationen Komfort und Sicherheit. Komfortabel kann über ein Tablet die Heizung reguliert, Licht geschaltet und mit einer externen Blutdruckmanschette die Blutdruckwerte kontrolliert werden. Neben den technischen Assistenzsystemen sind nützliche bauliche Aspekte berücksichtigt worden. Dazu gehören die ebenerdige Dusche und die unterfahrbare Komfort-Küche oder kontrastreiche Lichtschalter für Menschen mit Seheinschränkungen.
Bei der Finanzierung helfen neben der gesetzlichen Krankenversicherung, wenn das Gerät im Hilfsmittelkatalog registriert ist, auch Förderprogramme wie z. B. der Investitionszuschuss der Kreditanstalt für Wiederaufbau (kurz KfW). Damit können Mieter oder Eigentümer Förderungen für Barrierereduzierung sowie Einbruchsschutz erhalten. Im Programm 455 der KfW werden Maßnahmen zur Barrierereduzierung je Wohnung mit bis zu 6.250 Euro bezuschusst.
Smarte Musterwohnung Hannover anschauen
Wenn Sie Interesse haben, sind sie herzlichst eingeladen die erste smarte Musterwohnung in der Landeshauptstadt Hannover zu besuchen. In der Wohnung, im Stadtteil Gross-Buchholz, werden auf Anfrage von Montag bis Freitag kostenlose Besichtigungen durchgeführt. Als Gruppe sind maximal 15 Teilnehmer*innen (pandemiebedingt ggf. weniger) für eine kostenlose Besichtigung möglich. Ihren Wunschtermin können Sie dem Fachbereich Senioren unter senioren@hannover-stadt.de zusenden oder unter Tel. 0511 168 423 45 vereinbaren.
Sie können in der 360° Visualisierung die Musterwohnung digital betrachten. In der virtuellen Musterwohnung sind alle Ausstellungsobjekte mit Funktion, Finanzierungsmöglichkeiten, Preisen und Bezugsort beschrieben. Die virtuelle Musterwohnung finden sie hier
Beratung technische Assistenzsysteme
Ergänzend zur Musterwohnung gibt es eine Beratung zu technikunterstützem Wohnen. Wenn Sie z. B. einen Angehörigen mit Demenz betreuen oder ihre Eltern bereits gestürzt sind, können technische Assistenzsysteme helfen. Doch vielfach sind technische Möglichkeiten zur Erhaltung der Selbstständigkeit und Selbstbestimmung unbekannt. Deshalb zeigen wir ihnen in unserer anbieterneutralen Beratung mögliche technische Lösungen auf. Die Lösungen orientieren sich an der Problemlage sowie der individuellen Lebenssituation. Technik kann eine ergänzende Unterstützung sein, doch gerne zeigen wir ihnen auch weitere Alternativen auf. Beispielsweise können bei Einsamkeit Sprachsteuerungssysteme und Videotelefonie unterstützen. Alternativ können ehrenamtliche Besuchsdienste wie unserer Partnerbesuchsdienst eine sinnvollere Lösung sein. Um die Akzeptanz gegenüber technischen Assistenzsystemen zu erhöhen, bieten wir einige Geräte zum Ausleihen an. Die Technikberatung unterstützt Senior*innen, pflegende Angehörige, Menschen mit Behinderungen sowie Fachkräfte.
Die Technikberatung ist Teil der Senioren- und Pflegestützpunkte. Die Orte und Zeiten finden Sie hier
Technikhandbuch
Orientierung in den zahlreichen technischen Möglichkeiten bietet ihnen unser Handbuch „Wohnen mit technischer Unterstützung – Geräte, Einsatzfelder und Kosten". Dieses Handbuch gibt einen Überblick über vorhandene und praxiserprobte Assistenzsysteme und unterstützt u. a. Berater*innen und Multiplikator*nnen in ihrer Arbeit. Ebenso wurde eine Übersetzung des Handbuches in russischer und türkischer Sprache angefertigt. Die ausgewählten Geräte beschreiben auftretende Einschränkungen wie z. B. Seh- und Hörprobleme, Vergesslichkeit sowie nachlassende Kräfte und Beweglichkeit. Daneben gibt eine Datenschutzampel Orientierung über die Anzahl der informierten Personen und die Speicherung persönlicher Daten. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Einleitung im Handbuch.
Das Handbuch in deutscher Sprache finden Sie hier, in türkischer Übersetzung hier und russischer Übersetzung hier